Auff silberumsponnener Sohle
Da schreitet die dunkele Nacht
Es flimmern und glänzen die Sterne
In ihrer erhabenen Pracht.
    
Das Monahorn in magischer Schöne
Ergiesset den gleissenden Schein
Auf Kräuter und Gräser und Blumen
Und strahlet den Zauber hinein.
    
Heilkräftige Pflanzen, sie spriessen
Auf lieblicher Wiese im Tal
Sie kochen in ihren Geweben
Den blinkenden Mondenstrahl
    
Da schreitet vom prächtigen Schlosse
Frau Holda die gütige Fee
Und sammelt die heilsamen Kräuter
Für menschliches Leiden und Weh...
    
Traumhaft zarte Faden winden
Sich in Mondes bleichen Glanz
Licht und Schatten mystisch finden
Sich in buntem Wechseltanz.
Blasses Blau in Gold verwoben
Spielet mit dem grünen Schein
Weiches Roth in Gelb gehoben
Spiegelt in den Fluss hinein
Silbernadeln blank und helle
Blitzen von der Himmelsbahn -
In das dunkle Wasser schnelle
Taucht die lilienweise Rein...
    
In der ganzen hohen Schöne
Tritt der Mond vom Wald heraus
Schüttet seine Lichtertöne
Über alle Fluren aus.
Über Erlebüsch und Waide
Über Ritter Seyfried auch
Rieselt Fullas Glanzgeschmeide
Tausendfacher Zauberhauch.
    
Fühlst Du, Seyfried, nicht das Leuchten
Das vom Sternenmantel sprüht?
Fühlst Du nicht Frau Holdens Nähe
Deren Herz in Mitleid glüht?
    
Und es netzen seine Lippen
Sterngesegnet‘ Kräutersaft;
Balde rieselt durch die Glieder
Neuerwachte Lebenskraft.
Dankvoll blicket er Frau Hulden
In das Antlitz unverwandt
Und - o Wunder! - Heisse Minne
Ist in beider Herz entbrannt -
Und sie bittet in dem Schlosse
Seyfried ihre Pflege an.
Riger löscht des Mondhorns Leuchte -
Zauberstill die Nacht verrann.